Bereits Ende Juni stand die erste große Bergtour des Jahres auf dem SuW Programm: aus dem Projekt Dolomiten ohne Grenzen, das mit 12 Klettersteigen Österreich und Italien verbindet, sollten 4 Touren in den Sextner Dolomiten gemacht werden.
Am Dienstag, 28. Juni war Anfahrtstag. 7 SuWler machten sich morgens auf den Weg nach Südtirol. Nachmittags am Wanderparkplatz unterhalb Rifugio Lunelli angekommen setzte leider Regen ein. Der begleitete uns dann auch weitgehend beim Aufstieg zur ersten Nachtstation, der Hütte Rifugio Berti, wo wir teilweise leicht durchnässt ankamen. Mitte der Woche war dort noch wenig Betrieb und es blieb vor und nach dem Essen Zeit für Small Talk mit dem Wirt.
Tourentag 1
Am ersten Tourentag wurden wir früh von Gewitter geweckt, das dann leider auch absolut nicht nachgelassen hat. Da an diesem Tag die längste und schwierigste Klettersteigstrecke anstand und zur nächsten Hütte auch kein Alternativweg möglich war musste wohl oder übel umgeplant werden. Wir sind daher nach dem leckeren Frühstück wieder abgestiegen und mussten uns in ein anderes Tal – das Fischleintal – fahren lassen.
Dort versuchten wir es noch mit Aussitzen, doch trotz Wartezeit mit warmem Tee und zweitem Frühstück in der Talschlusshütte ließ der Regen nicht nach.
So sind wir also im strömenden Regen über normale, aber teilweise überflutete Wanderpfade zur Zsigmondyhütte aufgestiegen und von dort aus weiter zum eigentlichen Ziel des Tages: Rifugio Carducci.
Der sympathische Hüttenwirt Bepi Monti hat uns dort freundlich empfangen und auch noch den Ofen angeschürt zum Trocknen von Schuhen und Kleidung, denn wir waren weitgehend durchnässt. Vor dem Abendessen war noch Zeit für ein Hüttenbier und ein Nickerchen. Das Essen war dann sehr gut und wir gingen früh schlafen.
Tourentag 2
Zur zweiten Tagestour hat das Wetter dann besser mitgespielt: schon morgens Sonne und erst am Nachmittag etwas Regen. Gleich in der Nähe der Hütte begann der erste Klettersteig namens „Croda Dei Toni“, der entlang des Zwölferkofels einige Stunden dauert und dabei außerordentlich tolle Aussichten bietet. Er endet am alten roten Biwak „Toni“.
Nach einer kurzen Pause ging es vom Biwak aus weiter über weite Geröllfelder und ein Altschneefeld zum zweiten Steig des Tages, dem kürzeren Alpinisteig – einem Kriegssteig, der vor über hundert Jahren gebaut wurde.
Der Steig endete unweit der schönen Büllelejochhütte, wo wir uns eine Pause verdient hatten. Die Nachmittagssonne und die Aussicht waren wunderbar und haben mindestens einen Teilnehmer zum noch längeren Verweilen veranlasst. Von dort mussten wir lediglich noch kurz zum dritten Nachtlager der Tour: der Dreizinnenhütte. Die Nachzügler hatten auf den letzten Meter noch etwas Wasser von oben, das konnte nach dem Vortag aber niemanden mehr nerven.
Die Dreizinnenhütte liegt spektakulär vor den Drei Zinnen und ist, spätestens seit die Dolomiten Weltkulturerbe sind, weltweit bekannt und vielbesucht. Entsprechen ist der Betrieb hektisch, voll, laut und vielsprachig. Man muss dort nicht unbedingt übernachtet haben.
Tourentag 3
Am dritten Tag wollten wir einen tollen Sonnenaufgang bei den Drei Zinnen erleben. Daher hat der Wecker um halb 5 geklingelt. Wir sind nördlich der Hütte ein wenig hoch gestiegen, doch morgendliche Wolken haben uns das Spektakel vermasselt. Trotzdem war es etwas Besonderes, so früh morgens die langsam erwachende Natur mit Blick auf die immer heller werdenden Dolomiten zu erleben.
Vor dem Frühstück legten wir uns nochmal ein wenig auf’s Ohr und anschließen wurde gepackt. Das Klettersteigset konnte gleich angelegt werden, denn unmittelbar neben der Dreizinnenhütte liegt der einzige Gipfel unserer Tour, der Paternkofel (2744 m). Der im Ersten Weltkrieg umkämpfte Gipfel ist, wenn man schon da ist, ein Muss für Klettersteigfreunde.
Zunächst ging es durchaus länger und teilweise recht steil in alten Kriegstunneln nach oben und dann weiter über einen gut gesicherten, schon anspruchsvollen aber für alle problemlos machbaren Klettersteig zum Gipfel.
Die Aussicht ist einmalig und wir hatten Glück, dass die vorhandenen Wolken sich immer wieder verzogen haben. Das war bestimmt die Entschädigung für den Regentag …
Nach dem Abstig vom Gipfel zum Gamsjoch ging es direkt weiter über alte Weltkriegssteige Richtung Osten. Bänder, eine Brücke, Leitern und schönes Kraxeln boten viel Abwechslung und immer wieder tolle Aussichten. Da die Büllelejochhütte auch an diesem Tag wieder auf dem Weg lag bot sich eine weiter Pause an, etwa zum bekannten Kaiserschmarrnvergleichstest. Die letzte Etappe des Tages war dann das kurze Stündchen zur nächsten Unterkunft: der Zsigmondyhütte. Dort erwartete uns eine Dusche und richtig leckeres Abendessen. Dabei mussten nun entschieden werden, ob am kommenden Tag die am ersten Tag wegen Gewitter ausgefallene Strecke nachgeholt wird oder der urprünglich gedachte Weg beibehalten wird. Die Wahl fiel auf Option 1, den verpassten langen Weg mit 2 Klettersteigen
Tourentag 4
Am letzten Tourentag war keine Zeit zum Trödeln: wir wussten es lag eine mindestens 9-stündige Strecke vor uns. Um 07:30 waren wir daher schon unterwegs, zunächst nochmal vorbei am Rifugio Carducci. Der Wirt hat sich erinnert und sich gefreut uns nochmal zu sehen.
Unterhalb der Carduccihütte ging es dann über Geröllfelder immer weiter in die Einsamkeit der Dolomiten: der Klettersteig ist wenig begangen, kein Vergleich zu Paternkofel. Gleich vom Einstieg an führte er uns ohne Gnaden immer weiter nach oben, bis wir an einem Band mit Blick ins weite tiefe Tal eine erste kurze Rast machten.
Auch dort war die Aussicht unvergesslich.
Der kommende Streckenabschnitt führte weiter ungesichert über schmale Bänder, hier waren alle recht still, denn rechts ging es wirklich seehr tief nach unten.
Nach weiteren Klettersteigabschnitten brauchten wir eine halbe Stunde Pause, leider war in der Mittagssonne kein Schatten zu finden.
Das mittlere Stück führte eher horizontal weiter in ein absolut einsames Talende, Dolomitenlandschaft pur. Wir waren froh, an einem kleinen kalten Bächlein unterhalb eines Altschneefeldes Wasser auffüllen zu können.
Der letzte und schwierigste, teils heikle Teil war dann schließlich der Klettersteig Aldo Roghel: er führte uns ab etwa 14:30 Uhr zuerst lange steil aufwärts um dann sofort wieder, teils mit kurzen Überhängen, noch steiler abwärts zu verlaufen. Das Ende des Klettersteiges war etwa zweieinhalb Stunden später erreicht, wobei dann immer noch der nervige, weil steile geröllige, rutschige Abstieg zur Hütte des ersten Tages vor uns lag. Die letzten kamen dort über 10 Stunden nach dem morgendlichen Aufbruch an. Nicht oft schmeckt ein kühles Bier so gut. Oder zwei 🙂
Beim Abendessen ließen wir die vergangenen Tage nochmal Revue passieren, der Regen des ersten lag durch die vielen Eindrücke schon wie in weiter Ferne. Müde und geschafft gingen wir wieder früh ins Bett.
Heimfahrt
Nach dem Frühstück stiegen wir wieder ab, rund eine kurze Stunde bis zu den Autos. Bald war alles verstaut und getrennt machten wir uns auf den Heimweg.
Fazit
Die Sextner Dolomiten werden sicherlich allen immer in Erinnerung bleiben.